Interview-Hautkrebs

Interview mit Prof. Dr. med. Arenberger

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Fragen an

Prof. Dr. med. Petr Arenberger, Direktor der Dermatologischen Klinik der Karls-Universität in Prag

Was genau müssen wir uns unter der Krankheit Hautkrebs vorstellen und wie entsteht er?
Die  drei häufigsten Hautkrebs-Errankungen sind das Basalzellkarzinom, Plattenepithelkarzinom und malignes Melanom. Während das Basalzellkarzinom und Plattenepithelkarzinom vorwiegend lokal wachsen und nur manchmal sehr destruktiv sein können, ist das maligne Melanom lebensbedrohlich, da es Metastasen hervorrufen kann.

Wie viel Prozent aller diagnostizierten Hautkrebsfälle können denn geheilt werden, wenn sie behandelt werden?
Ganz genau kann man diese Frage nicht beantworten. Die Zahl ist davon abhängig, ob der Patient rechtzeitig zum Arzt kommt. Wie viele neue Melanom-Fälle (bösartiger schwarzer Hautkrebs) gibt es pro Jahr? Es gibt 12 bis 14 neue Melanom-Fälle auf 100.000 Einwohner pro Jahr. Das ist eine steigende Tendenz, die in den letzten 30 Jahren sogar um das fünffache gestiegen ist. Das durchschnittliche Alter eines Melanompatienten ist 55 Jahre. Allerdings werden die Patienten mit Melanom immer jünger. 35jährige mit malignem Melanom sind leider keine Ausnahme mehr. (Neuerkrankungen an anderen Hautkrebsarten in Deutschland: ca. 240.000 pro Jahr, die Red.)

Worin liegen denn die Hauptursachen für Hautkrebs?
Es gibt mehrere Ursachen, die eine Hautkrebsentwicklung beeinflussen können. Unter anderen sind das genetische Bedingungen, Hauttyp und Umweltfaktoren, vor allem das UV-Licht. Dieser Auslöser spielt eine zunehmende Rolle. Die UV-Strahlung wird immer aggressiver für die Menschen, weil der Hauptfilter, die Ozonschicht, dünner geworden ist. Wir selbst können die Wirkung dieses Auslösers durch unser Verhalten in der Sonne stark beeinflussen. Allerdings gibt es leider noch viele Leute, die über „Foto-Protektion“, also Schutz vor zuviel Sonne nichts wissen wollen.

Können schon Kinder Hautkrebs bekommen?
Ja, es ist im Prinzip möglich. Üblicherweise handelt es sich um genetisch bedingte Veränderungen. Im Extremfall kann der Grund auch die übermäßige Exposition zum UV-Licht sein, die zu wiederholten Sonnenbränden führt.

Was ist der beste Schutz, für Babys und Kinder, um jetzt und später nicht an Hautkrebs zu erkranken?
Bis zum ersten Lebensjahr sollen Kinder auf das Sonnenbaden ganz verzichten. Später ist für sie dringend zu empfehlen, zwischen 12 und 15 Uhr im Schatten bleiben, sich vor der Sonne mit Kleidung die einen guten UPF (Sonnenschutzfaktor gegen UVA- und UVB-Strahlung) hat zu schützen und an den Hautarealen, die nicht mit Textilien bedeckt sind, ein Sonnenmittel mit hohem Schutzfaktor benutzen.

Wie schützen sich Jugendliche und Erwachsene am besten?
Der beste Schutz ist eine entsprechende schützende Kleidung. Diese Kleidung sollte folgende Eigenschaften haben: hoher Sonnenschutzfaktor gegen UVA- und UVB-Strahlung, atmungsaktiv, schnell trocknend und angenehm zu tragen. Wichtig: Das Material sollte keine Allergien auslösen und die Kleider müssen auch in extremen Situationen, wie z.B. Nässe, Wasser, Dehnung usw. noch einen hohen UPF haben. Nicht zuletzt muss die Kleidung auch attraktiv sein, damit sich Kinder und Erwachsene darin wohl fühlen und die Bekleidung nicht nur als Schutzmaßnahme betrachten, sondern auch als wertvolles Modestück akzeptieren.

Wie viel Sonne ist denn eigentlich noch gesund?
Wann ist die Sonne eigentlich gesund? Wozu brauchen wir Sonne? Die Sonne ist wichtig für die Produktion der aktiven Form von Vitamin D. Die Menge reicht aber vollständig, wenn das Gesicht und die Hände für 5 bis 10 Minuten pro Tag der Sonne ausgesetzt sind. Freilich ist die Sonne auch sehr wichtig für unsere Psyche. Doch dazu reicht es aus, die Kontakte mit Sonnenschein mit Sonnenschutz durchzuführen.

Reicht es, sich per Sonnenschutz-Creme und Sonnenschutzbekleidung zu schützen?
An der Entstehung von Hautkrebs sind nicht nur UV-Strahlen beteiligt. Eine wichtige Rolle spielt auch unser Immunsystem. Daher sollten wir die Stärkung des Immunsystems durch Sportaktivitäten und gesunde Ernährung nicht vergessen.

Warum muss eigentlich Sonnencreme eine halbe Stunde vor dem Aufenthalt in der Sonne aufgetragen sein?
Die aktive Substanz muss in die Haut tief eindringen und dies braucht eine gewisse Zeit.

Ist Sonnencreme unbedenklich für Kinder?
Kindern stehen spezielle Sonneschutzcremes zur Verfügung. Sie sollten folgende Parameter einhalten: Hoher SPF (sun protection factor), Hypoallergenität und ein niedriges komedogenes, das heißt Mitesser- bis Pickel-auslösendes Potenzial. Seit einiger Zeit ist die wachsende Hautkrebs-Gefahr durch viele Medien-Veröffentlichungen bekannt.

Spüren Sie bereits ein Umdenken?
Ja, konkrete Zahlen sind nicht vorhanden, aber ich selbst spüre bei den Patienten in der Ambulanz von Jahr zu Jahr eine erhöhte Tendenz zum aktiven Aussuchen der besten individuellen Schutzmaßnahmen. 

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Sinnvoll auch in der Schweiz

ME NO FRY

„Me no fry – Ich brate nicht“: Die Australier sind erfinderisch, wenn es um öffentlichkeitswirksame Sonnenschutz-Slogans geht. Auch „Slip. Slap. Slop.“ hat sich bis nach Europa herumgesprochen. „Schlüpf in ein Hemd, klecks dir Sonnencreme auf und trag einen Hut.“ lautet die Übersetzung der Kampagne, die „Down Under“ landauf landab auf Plakaten zu sehen ist. Initiiert wurde sie von der australischen Regierung, die damit an die eigenverantwortliche Hautkrebsprävention ihrer Bürgerinnen und Bürger appelliert. Höchste Zeit: Denn längst ist Hautkrebs zur Volkskrankheit Nummer 1 in Australien geworden. Über 80 Prozent aller diagnostizierten Krebsfälle fallen hierunter.

Auch hierzulande warnen Krebsorganisationen, Haut- und Kinderärzte immer eindringlicher vor den Folgen zu hoher Sonneneinstrahlung. Wie die Deutsche Krebshilfe soeben mitteilte, hat sich die Zahl der Neuerkrankungen in den vergangenen 30 Jahren mehr als verdoppelt. Ein Großteil der 240.000 Betroffenen pro Jahr ist zwischen 40 und 50 Jahre alt. Früher lag das Durchschnittsalter rund 20 Jahre darüber.

Besonders gefährdet sind Kinder und Jugendliche, da ihre dünnere Haut noch keinen hinreichenden Eigenschutz ausgebildet hat. Schon ein Sonnenbrand in jungen Jahren reicht aus, um ein statistisch höheres Hautkrebsrisiko zu haben. Hinzu kommt, dass immer mehr Zeit im Freien verbracht wird und die Haut so länger der Strahlung ausgesetzt ist. Geschieht dies ohne langsame Gewöhnung an die Sonne, zum Beispiel bei einem Urlaub im Süden, steigt das Risiko um ein Vielfaches. Experten bezeichnen dies als Sonnenexpositionsschübe, die unbedingt zu vermeiden sind. Weitere Folgen von zuviel Sonne sind vorzeitige Hautalterung, ein geschwächtes Immunsystem und Augenerkrankungen.

Als wirksamsten Sonnenschutz empfehlen die Fachleute Schatten, insbesondere zur Mittagszeit, eine sonnengerechte Kleidung, die auch Kopf, Nacken und Füße einschließt, sowie Eincremen der unbedeckten Hautflächen. Wer sich und seine Kinder so schützt, kann die Sommerzeit gelassen auf sich zukommen lassen.